Große Musik, riesige Leinwände - Hochheimer Blasorchester begeistert 900 Zuhörer
HOCHHEIM/MAIN - Ohne Frage, das Blasorchester beherrscht das große Format. Am Samstag war die Stadtsporthalle wieder in eine gigantische Show-Arena verwandelt. „Kein Thema“ war das große Konzert überschrieben, bei dem über 70 Musiker auf der üppig geschmückten Bühne zu erleben waren. Vier Kameras übertrugen Live-Bilder auf zwei Leinwände und 900 Besucher taten ihr Übriges, um dieses Konzert zum Kulturereignis Nummer eins im noch jungen Jahr in der Weinstadt werden zu lassen.
Kein Wunder, dass Moderator Eddy Weins das Auditorium in der „Georg-Hofmann-Hall-of Fame“ begrüßte, als handele es sich um eine Midi-Ausgabe der Carnegie-Hall. Lothar Kaufmann, Vorsitzender des Bläserensembles, witzelte zur Begrüßung über den Umstand, dass die Sporthalle für kulturelle Veranstaltungen brandtechnisch nachgerüstet werden muss und bald schon temporär nicht mehr Verfügung steht. „Unter den Stühlen finden sie Schwimmwesten und wenn es zu laut wird, fallen Ohrstöpsel von der Decke“, beruhigte er das belustigte Publikum, dass sicherheitstechnisch alles im Lot war.
Aufwendige Tontechnik
Über zu laute Spielweise brauchte sich niemand zu beschweren. Dirigent Rail Grodzenski hatte seine Bläser nicht nur fest im Griff, sondern fand auch mit zusätzlicher Hilfe einer aufwendigen Tontechnik immer zu einer Lautstärke, die den Dimensionen der Halle absolut angemessen war.
Grodzenski beherrscht auch den großen Auftritt. Im Stile eines Stardirigenten bewegte er sich mit wehenden Rockschößen solistisch unter großem Beifall zur Bühne, nachdem dort sein Ensemble schon einige Zeit versammelt war.
Als ginge es zum großen Zapfenstreich, eröffnete er den Abend mit Beethovens Yorck’schen Militärmarsch. Das Programm, das gemäß des Titels kein spezielles Thema ausgesucht hatte, bewegte sich musikalisch durch die Jahrhunderte und über die Kontinente hinweg. Der Argentinier Astor Piazolla kam gleich zwei Mal zur Aufführung, der Brasilianer Antonio Carlos Jobim war mit dem Titel „Wave“ zu hören und der Italo-Komponist Ennio Morricone schickte seine magische Musik, bekannt aus vielen Filmen durch den Saal.
Die Überraschung des Abends war Hochheims Barde Heribert Schlosser, der mit dem großen Orchester Blues- und Rock’n’Roll Titel auf „Hochemerisch“ sang. Aus den „Cotton Fields“ (Baumwollfeldern) wurden dabei kurzerhand zum Entzücken des Publikums die Hochheimer Weinberge. Zu den musikalischen Höhepunkten zählte die diversen Musikstile, die Komponist Bernd Classen in dem Volkslied „Kommt ein Vogel geflogen“ einbaute. Hier zeigte das Blasorchester seine enorme Bandbreite, stimmte Marsch und Polka an, machte Ausflüge zum Wiener Walzer, intonierte die Melodie im Stile Wagners oder Strawinskis oder ließ klassischen Big-Band-Sound erklingen. Später zeigte sich das Ensemble auch dem Zusammenspiel mit der Rockband „Groove Casino and Friends“ gewachsen.
Dass es diesem famosen Orchester nicht an begabten Nachwuchs mangelt, stellten die „Weiherfrösche“ unter Beweis, die sich unter dem Dirigat von Andreas Möller mit Western und Country-Melodien schwungvoll präsentierten.
„Kein Thema“ war in der Georg-Hofmann-Sporthalle auch die Brandschutzproblematik, die durch mobile Nachrüstungen gelöst wurde. So konnten sich die Zuschauer ganz dem konzertanten Genuss widmen – akustisch wie auch visuell.
Allgemeine Zeitung