Blasorchester Hochheim und Kammerorchester spielen zusammen

Neben dem Blasorchester und seinem Nachwuchsensemble war erstmals in der 70-jährigen Geschichte des Musikvereins auch das Hochheimer Kammerorchester ins Konzert integriert.

HOCHHEIM/MAIN - Wenn das Blasorchester zu seinen Konzerten einlädt, dann gehört das immer zu den Höhepunkten im kulturellen Leben der Weinstadt. Auch am Samstag füllte sich die Georg-Hofmann-Halle wieder mit mehr als 800 Besuchern.

Es sollte sich ein musikalisches Bühnenprogramm der Superlative entwickeln, zu dem mehr als 60 Musiker beitrugen.

Neben dem Blasorchester selbst und seinem Nachwuchsensemble, den „Weiherfröschen“, war erstmals in der 70-jährigen Geschichte des Musikvereins auch das Hochheimer Kammerorchester mit seinen Streichern unter der Leitung von Katrin Ebert integriert.

In der Sporthalle wurde jede Menge Technik eingesetzt, um die Musik auch bis in die letzten Stuhlreihen zu transportieren. Damit auch weit entfernte Musiker zu sehen waren, wurden mehrere Kameras installiert. Die Live-Bilder wurden auf große Leinwände übertragen. Eddy Weins erwies sich als charmanter Conferencier, der locker plaudernd und mit vielen Informationen zu den gespielten Werken, den Komponisten und den Interpreten durch den Abend führte.

„Zeitenwende“ war das Programm überschrieben, denn es gibt beim Blasorchester etliche einschneidende Veränderungen. Die Begrüßung übernahm gleich die neue Erste Vorsitzende Christina Euller. Bei den Dirigenten geben nach 25 Jahren Rail Grodzenski im großen Orchester und Andreas Möller beim Nachwuchs ihre Taktstöcke ab. Und auch der enorme technische Aufwand war zum letzten Mal in der Stadtsporthalle zu erleben. Zu guter Letzt reiht sich auch Moderator Eddy Weins in das große Abschiednehmen ein.

Umso mehr erfreute sich das Publikum an einem perfekt organisierten Konzertereignis. Das konnte sich nur zur vollen Blüte entwickeln, weil sich die Musiker in Bestform zeigten.

Rail Grodzenski agierte streng und konzentriert am Dirigentenpult und hatte mit seinem Ensemble im Vorfeld akribische Arbeit geleistet. Die Bandbreite war enorm: Von großer Hollywood-Musik so bekannter Filme wie „Der mit dem Wolf tanzt“ oder „Fluch der Karibik“, über die Operettenseligkeit im Dreivierteltakt eines Franz Lehar bis hin zu Musical-Bestsellern und Rockopern wie Elisabeth, Jesus Christ Superstar oder West-Side-Story, reichte das Repertoire. Die Bläser präsentierten sich gemeinsam mit dem Streichorchester als monumentale, wenn auch bläserlastige symphonische Einheit und zeigten sich allen musikalischen Herausforderungen der unterschiedlichen Stile bestens gewachsen.

Ob das die bildhaften, getragenen Stellen waren, die Dissonanzen von Jazzeinflüssen oder rockige Elemente: Dieser riesige Klangkörper flutete die Halle mit einem satten, aber stets differenzierten Sound. Dessen Klangvolumen war umwerfend, aber es waren auch immer wieder die leisen, fein ziselierten Passagen, die aufzeigten, dass hier mit viel Gespür an musikalischen Details geschliffen worden war.

Die Arrangeure dieses Programms wussten, was die Publikumshits sind. Da reihten sich auch die „Weiherfrösche“ mit ihrem sehr agilen Dirigenten Andreas Möller ein, denn Titel von Michael Jackson oder die Titelmelodie des Bond-Klassikers „Skyfall“ waren gern gehörte Ohrwürmer erster Güte. Und wie hier schon die Jüngsten ihre Instrumente beherrschten und das Ensemblespiel zelebrierten, da kam der Eindruck auf, dass sich das Blasorchester um seine Zukunft nicht allzu große Sorgen machen muss. Viel beklatscht wurde auch ein Schlagzeug-Zwiegespräch zwischen Lehrer Wolfgang Herud und seinem Schüler Lars Terwyen, bei dem Elektro-Drums und das akustische Schlagwerk in turbulente Kommunikation traten.

Mit einem James-Bond-Thema zeigte sich das Kammerorchester bestens gerüstet, sich auch an Werke jenseits der Klassik zu wagen.

Drei Stunden lang Hits aus der Musikgeschichte

Drei Stunden lang dauerte das Konzert mit großen Hits der Musikgeschichte, bei dem das zahlenmäßig stärkste Orchester zu erleben war, das wahrscheinlich jemals auf einer Hochheimer Bühne stand.

Phänomenaler Beifall schwoll an, der sicher auch dem Umstand galt, dass das Großereignis perfekt organisiert und inszeniert war.

VIEL AUFWAND

Seit 2001 veranstaltet das Blasorchester das aufwändige Konzertformat mit Videotechnik, Kameras im Saal und Projektionen.
Für Bildführung und Regie zeigte sich Katrin Kaufman verantwortlich. Ton- und Lichttechnik lieferte die Hochheimer Firma König Event Service.
Alleine für den Aufbau von Bühne, Bestuhlung und Cateringbereich waren 30 Helfer des Orchesters zehn Stunden lang beschäftigt. (uli)

von Ulrich von Mengden - Hochheimer Zeitung 01.04.2019