Hochheimer Blasorchester spielt Memories der Musikgeschichte

HOCHHEIM/MAIN - Eine ganze Sporthalle mit voll besetzten Stuhlreihen auf dem Spielfeld und zudem Zuhörer auf der Tribüne, insgesamt über 800 Gäste und ein ausverkauftes Haus - dies gelang am Samstagabend dem Blasorchester Hochheim (BOH) in der Georg-Hofmann-Halle.

Der erste Vorsitzende des BOH, Lothar Kaufmann, erklärte zu Beginn des Konzerts, dass sie die ersten seien, die nach den Umbauarbeiten in der Sporthalle spielten. Wegen des Umbaus haben die Hochheimer ein Jahr länger als sonst auf das Konzert des BOH warten müssen, denn eigentlich spielt das BOH im Zweijahresrhythmus ein Konzert. Zuletzt habe man hier 2014 gespielt.

Unter dem Motto „Erinnerungen – Memories“ boten die über 50 Musiker auf der Bühne ein breitgefächertes musikalisches Programm. Von Filmmusik über Schlager bis hin zu Swing- und Soulklassikern führte Dirigent Rail Grodzenski das Orchester. Dabei zogen sich die Erinnerungen an verstorbene Musikgrößen sowie an die eigene Vereinsgeschichte als roter Faden durch den Abend.

Anekdotenreich führte Moderator Edmund Weins durch den Abend und brachte den rund 850 Gästen die Musik näher. So berichtet er dem Publikum, dass das Orchester mit Komponisten und Arrangeur Alfred Reed persönlich Kontakt aufgenommen habe, um die Noten von der Filmmusik zu „Lawrence von Arabien“ zu erhalten. Man habe Reed 100 Dollar überweisen und versprechen müssen, die Noten an keinen anderen weiterzugeben. Erst dann habe sich Alfred Reed bereiterklärt, den Hochheimern die Noten zu geben. Im Jahr 2001 habe der BOH zum ersten Mal diese Komposition aufgeführt, berichtet Weins. Auch an diesem Abend gehörte „Lawrence of Arabia“ zum Programm.

Als Nancy und Frank Sinatra, also Vater und Tochter, gemeinsam das Liebeslied „Something Stupid“ sangen, sei damals ein kleiner Skandal entstanden. Dass an diesem Abend zwei Männer dieses Duett sangen, sorgte hingegen für ausgelassenes Gelächter. „In unserer aufgeklärten Zeit sollte es keine Bedenkenträger geben, wenn zwei gestandene Männer das Lied gemeinsam singen.“, scherzte Weins und bat die Sänger Paul Kolling und Dieter Munk auf die Bühne.

Aber auch auf die Geschichte des BOH, das sich von einem Fanfarenzug zu einem sinfonischen Blasorchester entwickelt hat, blickte man zurück. „Als die Flöten noch Pfeifen hießen und die Musiker keine Noten lesen konnten oder wollten“, erinnerte sich Weins. Gerade mit dem „Florentiner Marsch“ von Julius Fuík habe der Fanfarenzug einige Preise gewinnen können. Um an diese Zeit in der Vereinsgeschichte zu erinnern, spielte der BOH diesen Marsch auch am Samstagabend.

Auch für die „Weiherfrösche“, dem Jugendorchester des BOH, war es ein großer Abend. Diese spielten nach der Pause drei moderne Songs. Der Leiter des Jugendorchesters, Andreas Moeller, berichtete, dass einige der jungen Musiker vor dem Auftritt mit Lampenfieber kämpften. „Einige sind schon ziemlich aufgeregt“. Aber es sei eine gute Möglichkeit, um Erfahrungen zu sammeln. Außerdem sei es toll, dass man in Hochheim so viel Zuspruch bekäme und die Konzerte so gut angenommen würden. Dabei seien die jüngsten in der Gruppe gerade einmal sechs Jahre alt und „manche spielen erst seit anderthalb Jahren Musik.“ Aber für zittrige Hände und weiche Knie gab er keinen Grund. Die Zuschauer würdigten den Auftritt der Nachwuchsmusiker mit einem ausgiebigen Applaus.

VEREINSGESCHICHTE

Als „Spielmanns- und Fanfarenzug Hochheim 1949“ wurde der BOH gegründet. Heute zählt der Verein 193 Mitglieder. Davon standen am Samstag etwa 50 als aktive Musiker auf der Bühne.
Beim Jugendblasorchester „Die Weiherfrösche“ standen 18 Musiker auf der Bühne. Insgesamt befinden sich knapp 30 Jungen und Mädchen in der musikalischen Ausbildung. (rdö)

Von Ruben Dörr - Hochheimer Zeitung 27.03.2017