HOCHHEIM AM MAIN (boh). Das Hochheimer Blasorchester hat wie jeder Verein einmal sehr klein angefangen. Als „Prinzess-Margot I.–Garde“ im Jahre 1949 im Rahmen der Krönung der Hochheimer Faschingskönigin Margot I. Lembach wurde der Verein von einer Handvoll Musikern mit Trommeln und Fanfaren gegründet, um die anstehende Fastnachtskampagne beim Hochheimer Carnevalsverein (HCV) zu begleiten.

In den Folgejahren entwickelte sich der Verein rasch weiter. Bereits nach der Kampagne wurde die Ausbildung weiterer Trommler, Fanfaren und auch Flötisten veranlasst, und der Gardezug entwickelte sich zu einem „Spielmanns- und Fanfarenzug“. Von da an wurden Veranstaltungen wie Weinfeste, musikalische Wettstreite, Fastnachtsauftritte, Empfänge und kleinere Konzerte genutzt, um aufzutreten, sein Können unter Beweis zu stellen und zu verbessern.

Der junge Verein steht kurz vor seiner Auflösung

Bis 1962 konnten die Musikanten über 70 erste, fünf Ehrenpreise, sowie einen Hauptehrenpreis und mehrere Wanderpokale als Zeichen der hohen musikalischen Güte des Vereins einspielen. Außerdem wurde den Musikern durch den Frankfurter Oberbürgermeister 1956 der Titel „Leibgarde Francofurtia“ verliehen.

Die Jahre 1964 bis 1966 waren eine schwere Zeit für die Musikanten, in der der Verein kurz vor der Auflösung stand. Durch einen Unfall verlor der Verein seinen Gründer Dr. Karl Lembach. Danach kamen alle Aktivitäten zum Erliegen. Im Januar 1966 wurden durch die Kommandeuse und Frau des verstorbenen Gründers in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der Spielmanns- und Fanfarenzug von seinen Pflichten der Garde gegenüber entbunden, eine neue Satzung ausgearbeitet und unter dem neuen Namen „Spielmanns- und Fanfarenzug ‚Prinzess Margot‘ der Wein- und Sektstadt Hochheim am Main“ als eigenständiger Verein ins Leben gerufen.

In den anschließenden Jahren gab es zahlreiche Neuerungen. Proben und Ausbildungen wurden wieder aufgenommen und ausgebaut, neue Uniformen erworben. Räumlichkeiten wurden für den Probenbetrieb von der Stadt zur Verfügung gestellt. Das Marschieren wurde auf dem Sportplatz ausgiebig geübt und man begleitete zum ersten Mal als Spielmanns- und Fanfarenzug die Fastnachtsumzüge und Sitzungen der Mainzer Prinzengarde.

Das wohl größte und erfolgreichste Ereignis fand 1967 statt. Der Verein organisierte in Eigenregie ein Musikfest in Hochheim, bei dem mehr als 40 Spielmanns-, Fanfaren- und Musikzüge im musikalischen Wettstreit gegeneinander antraten. Dieses Musikfest endete mit einem Konzert der amerikanischen USAF-Band aus Wiesbaden-Erbenheim und einem Feuerwerk.

Das spätere Blasorchester geht aus der Prinzess Margot Garde hervor. Hier auf der Bühne in der Mitte zusehen Prinzessin Margot I. Lembach. (© Blasorchester Hochheim)

 

Gute Platzierungen in mehreren Wertungsklassen

Die Folgejahre waren geprägt durch die Teilnahme an verschiedensten Wettstreiten. Der Verein konnte in mehreren Wertungsklassen Wanderpokale und zahlreiche Podestplatzierungen erringen und mit seinem musikalischen Glanz überzeugen.

Die Pokale wurden für die Öffentlichkeit zugängiglich ausgestellt und mit kleinen Festzügen mit der ganzen Stadt gefeiert. Weiterhin brachten gewonnene Preise wie mehrtägige Reisen nach Stuttgart und Hamburg neue Erfahrungen und Gemeinschaftsgeist in den Verein. Das Zusammengehörigkeitsgefühl wurde zur Geheimwaffe bei Ereignissen wie einem internationalen Wettstreit in Devender/Holland 1969, bei dem der Verein gleich mit sechs ersten Preisen ausgezeichnet wurde.

Neue Traditionen etablieren sich

Anlässlich der Hochzeit eines aktiven Vereinsmitgliedes wurde mit dem ersten gemeinsamen Zeltlager 1973 am Achernsee eine neue Tradition aus der Taufe gehoben. Im darauf folgenden Jahr hat sich mit dem 25-jährigen Jubiläum auch der Klangkörper des Vereins entwickelt. Erste Trompeten wurden in die Reihen aufgenommen. Dieser Trend setzte sich durch Hinzunahme weiterer Blech- und Holzblasinstrumente fort.

Die neue Zusammensetzung wurde beim ersten Konzert des Musikzuges am 15.10.1978 in der Hochheimer Stadthalle vorgestellt. Hierbei standen direkt drei Gruppen des Vereins, der Spielmannszug, der neu formierte Fanfarenzug und der junge Musikzug auf der Bühne und begeisterten mit ihrem musikalischen Können.

Auftritte mit Big-Bands und Austausch in England

Weitere Meilensteine sind gemeinsame moderne Konzerte mit Big-Bands, Gesangs- und Gitarrengruppen. Auslandskonzerte wie beispielsweise 1980 in Solihull bei Birmingham/England mit Gegenbesuch der dort ansässigen Dudelsackformation in Hochheim. Ein großer Schritt für das BOH war die Aufnahme von weiblichen Musikanten seit Juli 1980.

Natürlich gab es weiterhin öffentliche Veranstaltungen, wie Hoffeste, Konzerte, Weinfeste, Umzüge oder auch die Fastnachtskampagne, um sich zu präsentieren und die Musik in alle Herzen und Köpfe zu bringen.

Traditionen, die sich über die Geschichte des Vereins gefestigt haben und das Orchester und jedes einzelne Vereinsmitglied ausmachen, werden lebendig gehalten und bringen die Menschen seit 75 Jahren zusammen.

Von links: Karl Euller, Leo Herwitz und der damalige Vorsitzende des Blasorchesters Heinz Wimbauer in London. Das Musikensemble reist 1980 nach Birmingham, um die Verschwisterungsfeier der Landkreise Solihull und Main-Taunus-Kreis musikalisch zu begleiten. (© Blasorchester Hochheim)

 

Musikzug tritt bei immer mehr Konzerten auf

Über die Zeit kamen für den von nun an nur noch als gemeinsamer Musikzug aktiven Verein neben Konzerten und Wettstreiten rund 50 öffentliche Auftritte pro Jahr dazu. Darunter fielen und fallen immer noch Termine wie:

Neujahrsaufmarsch der Mainzer Garden an jedem 1. Januar, Spiel an der Fastnachtssitzung der Mainzer Prinzengarde in der Rheingoldhalle, Spiel bei der Erstürmung des Hilton- Hotels durch die Mainzer Prinzengarde am Fastnachtssamstag, Umzug der Mainzer Garden am Fastnachtssonntag, Rosenmontagsumzug in Mainz, Tanz in den Mai, Familienabend des Vereins mit Ehrung der Vereinsjubilare, Eröffnung des Weinprobierstandes, Himmelfahrts- und Fronleichnamsprozessionen der katholischen Kirchengemeinde, Zeltlager, Hochheimer Weinfest und Hochheimer Markt.

Zusätzlich wurden Ehrungen von Goldmedaillengewinnern, Besuch durch Majestäten aus England, TV-Veranstaltungen oder auch Richtfeste musikalisch begleitet.

Nachwuchs aus der eigenen Musikschule

Nachdem bis 1984 der musikalische Nachwuchs über die Hochheimer Musikschule gewonnen wurde, wurde als Antwort auf deren Privatisierung 1984 die vereinseigene Musikschule gegründet, um einen gut ausgebildeten Nachwuchs zu sichern.

Im November 1986 kam es zu einem weiteren großen Konzert für den Verein unter dem Motto „Musik ist Trumpf“. Bemerkenswert war hierbei, dass der Verein die „alten Kräfte“ für diesen Abend mobilisieren konnte und als Spielmanns-, Fanfaren-, Trommler- und Musikzug zeitweise mit beinahe 70 aktiven Musikern auf der Bühne begeisterte.

Zu seinem ersten Auftritt kam an diesem Abend auch das neugegründete Nachwuchsorchester.

Gruppenbild mit Mitgliedern des Blasorchesters. Wer die Namen der hier abgebildeten Personen kennt, kann sie gerne per E-Mail an  kontakt@blasorchester-hochheim.de weitergeben. (© Blasorchester Hochheim)

 

Weihnachtslieder an der Madonna am Plan

Eine weitere Tradition wurde im selben Jahr ins Leben gerufen. Erstmals gaben die Musikerinnen und Musiker des Musikzuges an Heiligabend an der Madonna am Plan ein Konzert mit weihnachtlichen Liedern.

Zu einer weiteren und bis heute anhaltenden Neuerung kam es zum 40-jährigen Jubiläum, als der Verein den Namen „Blasorchester des Spielmanns- und Fanfarenzuges der Wein- und Sektstadt Hochheim am Main e.V.“ annahm.

Unter diesem Namen veranstaltet der Verein bis heute vereinseigene Veranstaltungen, Zeltlager und Feiern, öffentliche Veranstaltungen wie Hoffeste, Konzerte, Weinfeste, Umzüge oder auch die Fastnachtskampagne, um sich zu präsentieren und die Musik in alle Herzen zu tragen.

Traditionen, die sich über die Geschichte des Vereins gefestigt haben, Orchester und jedes einzelne Vereinsmitglied ausmachen, werden am Leben gehalten und bringen die Menschen seit 75 Jahren zusammen.

 

Von boh - vom 19.01.2024